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„Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Röhl und Heussinger

Das Buch „Cool bleiben und Dividenden kassieren“* von Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger wird immer wieder als sehr lesenswert genannt. Deswegen stand es auch schon längere Zeit auf meiner Leseliste und jetzt bin ich endlich dazu gekommen das Buch zu lesen. Das Buch ist ziemlich witzig geschrieben und lässt sich dadurch unglaublich schnell lesen. Auch erklären die Autoren jeden Fachbegriff, den sie benutzen auf lockere Art und Weise. In der Hinsicht kann sich auch ein Anfänger gut in die Thematik einlesen. Aber nun zu den 5 Gedanken aus dem Buch.

1. Warum überhaupt Dividendenaktien?

Seit dem die Zinsen im Keller sind, gibt es für Privatanleger nicht mehr so wahnsinnig viele Alternativen der Geldanlage, bei der das Geld hart für einen selbst arbeiten kann. Zwei Finanzinstrumente seien hier angerissen, deren Rendite in den vergangenen Jahren ziemlich gelitten hat.

„Staaten sind also doch nicht so stark und sicher, wie man inmitten der Finanzkrise glauben wollte. Natürlich, die öffentliche Hand hat das Steuerprivileg und wenn die Regierung will, kann sie ihre Bürger sogar weitgehend enteignen, um ihre Schulden zu bedienen. Aber warum solchen Ärger riskieren, nur wegen ein paar gierigen Gläubigern, die häufig auch noch im Ausland sitzen!? Eine kalkulierte Staatspleite ist doch viel entspannter – die Schulden sind weg, während das Gemeinwesen weiterexistiert: Zumindest in der jüngeren Geschichte gab es keinen Staat, der in Friedenszeiten etwa mit seinem Territorium für seine Verbindlichkeiten haften musste.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 32

Es dürfte weithin bekannt sein, dass Staatsanleihen mit der höchsten Bonität minimale Zinsen aufweisen – zum Teil im negativen Bereich. Aber selbst bei den USA ist die Frage, wo diese exorbitante Schuldenaufnahme eigentlich noch hinführen soll?! Die spannende Frage ist, was passiert eigentlich, wenn Amerika seine Schulden nicht mehr begleichen kann?

„Im Schnitt bespart jeder erwerbstätige Deutsche gleich drei Lebensversicherungen, die irgendwann später die Lücke zwischen der gesetzlichen Rente und den tatsächlichen Kosten der Lebenshaltung decken sollen. Das war zwar schon immer eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Doch während etwa die früheren Prognosen zur Lebenserwartung verblüffend nahe an der heutigen Wirklichkeit waren, hat selbst vor zehn Jahren kaum ein Lebensversicherer ernsthaft mit Nullzinsen gerechnet. (…) Das wirklich perfide daran ist: Natürlich könnten die Assekuranzen das Zinsdebakel zumindest abmildern. (…) Der Gesetzgeber zwingt die Versicherer nämlich, einen Großteil ihres Deckungskapitals in Staatsanleihen zu stecken. Aus Sicht der Politik ist das natürlich eine feine Sache, denn auf diese Weise gibt es auch zu hundsmiserablen Konditionen eine stetige Nachfrage nach den Schuldtiteln der öffentlichen Hand. Aber irgendwann wird es die Quittung geben – was den Versicherten heute bei den Erträgen flöten geht, kommt später in Form von Altersarmut zurück.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 47ff.

Gelitten hat als zweites Beispiel die Lebensversicherung. Seit dem der Garantiezins quasi im Keller ist, lohnen sich diese Produkte einfach nicht mehr. Zumal auch hier die Kosten wiederum sehr beachtlich sind.

Die Alternative der Autoren sind demzufolge Dividendentitel, um ein veritables Vermögen aufzubauen bzw. eine entsprechende Rendite einzufahren. Dabei sind die Renditen von ausgewählten Dividendentiteln zum Teil deutlich höher wie wenn man in den Vergleichsindex investieren würde – beispielsweise die 10 Top-Dividendentitel aus dem CDAX verglichen mit dem CDAX.

„Das lohnt sich, denn für die Zeit von Anfang 2006 bis Ende 2015 weist unser in letzter Instanz auf Dividendenwachstum ausgerichtetes Portfolio einen Total Return von rund 375 Prozent aus. Fast eine Verfünffachen also, während dem Durchschnitt des Frankfurter Börsenparketts gemessen am CDAX nur eine Verdopplung gelungen ist.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 166f.

2. Rendite ist nicht gleich Rendite

„Eine Aktie (erscheint) aus dem Blickwinkel der Dividendenrendite umso attraktiver, je tiefer der Kurs rutscht. Problem ist halt: Diese Schlussfolgerung kann, muss aber nicht stimmen. Gewiss, sofern die nächste Ausschüttung mindestens genauso hoch ausfällt wie die letzte und für die Zeit danach ebenfalls konstante oder sogar steigende Zahlungen absehbar sind, erweist sich die Dividendenrendite als treffsicherer Indikator für Schnäppchenpreise. Oft genug allerdings ist ein sinkender Aktienkurs eben keine Laune der Börse, sondern Vorbote einer düsteren Zukunft. Gerät die Firma dann tatsächlich ins Trudeln und muss die Dividende gestutzt oder gar gestrichen werden, entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen plötzlich als überteuerter Mist.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 113f.

Ob sich eine Dividendenaktie bei sinkendem Kurs als Schnäppchen herausstellt, weiß man leider oft erst im Rückblick – sofern nur die Dividendenrendite betrachtet wird. Frei nach Mark Twain: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

„Lassen Sie sich nicht von der Rendite blenden und schauen Sie auf das Gesamtbild. Ist die Firma ein solider Zahler oder eher ein Wackelkandidat? Werden die Ausschüttungen wirklich verdient oder muss dafür schon die Substanz angeknabbert werden?“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 118

Ich bin den Autoren sehr dankbar, dass sie die Krux mit der Dividendenrendite angesprochen haben. Oft genug findet sich in diversen Foren nur die Dividendenrendite und einige Leute kaufen einfach die Liste von oben nach unten, ohne zu hinterfragen, ins Depot, um Dividenden zu kassieren. Das kann ein echter Bumerang werden. Die Dividendenrendite ist nur EIN Baustein in der Analyse der Dividendentitel.

3. Kriterien für stabile Dividendenzahler

Je größer das Unternehmen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Dividende stabil bleibt oder erhöht wird.

„Die empirische Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Dividendenjäger be einem großen Euroland-Unternehmen komplett daneben schießen, beläuft sich auf weniger als zehn Prozent. Wer hingegen bei kleineren Firmen engagiert, wird rein statistisch bei einer von drei Aktien leer ausgehen und nur von Kursgewinnen leben müssen – was jedoch keine generelle Warnung vor Investments abseits der marktbreiten Indizes sein soll.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 123

Je länger die Dividendenhistorie, desto mehr Verlass ist auf künftige Dividendenzahlungen.

Zwei Titel zeichnen Firmen aus, die in einem bestimmten Zeitraum steigende Dividenden gezahlt haben. Achiever sind Unternehmen, die in den letzten 10 Jahren kontinuierlich Dividende gezahlt haben. Um den Titel Aristocrats zu bekommen, müssen Unternehmen über 25 Jahre durchgehend steigende Dividenden gezahlt haben.

„Trotzdem spielen von den 500 Top-Konzernen stattliche 51 in der Liga der Aristokraten, die folgerichtig wie ein Who is who der US-Wirtschaft anmutet: Die Telefongesellschaft AT&T, der Healthcare-Gigant Johnson & Johnson und der Burgerbrater McDonald’s sind genauso mit von der Partie wie die Supermarktkette Wal-Mart, der Getreideproduzent Archer Daniels Midland oder die beiden Öl-Multis Chevron und Exxon Mobil.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 125

Dennoch: Aus vergangenen Kursen kann man nicht auf die künftige Performance schließen! Das sollte dir immer bewusst sein, wenn du an der Börse investierst.

„Und weil der gemeine Privatanleger kaum geneigt sein dürfte, alle 51 Aktien einzeln zu ordern, ist es mehr als praktisch, dass Standard & Poor’s schon vor langer Zeit ein Kursbarometer kreiert hat, das die komplette Dividenden-Aristokratie bündelt und über börsennotierte Fonds – sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) – direkt investierter ist.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 127

Diese ETFs sind meiner Meinung nach sehr sympathisch, weil sie natürlich auch das Ausfallrisiko einer Einzelaktie reduzieren.

4. Strategie zur Auswahl der Dividendenaktien

Die Autoren haben ein striktes Bewertungssystem, mit dem sie die geeigneten Aktien herausfiltern. Dabei ist es egal, ob sie sich nur deutsche Titel anschauen oder gerade den US-Markt vor der Nase haben. Das ist Ziel ist es die 10 Top-Aktien herauszufinden. Hier beispielhaft für deutsche Aktien wie dabei ausgesiebt wird:

Kriterien –> Anzahl der verbliebenen Unternehmen

1. Grundgesamtheit: Deutschland Top 250 –> 250 Unternehmen

2. letzte 5 Jahre: kumulierte Dividendenrendite >1% p.a. –>176 (=74 von 250 Unternehmen sind rausgeflogen)

3. letzte 5 Jahre: kein Dividendenausfall –>140

4. letzte 5 Jahre: keine Dividendenkürzung –> 80

5. letzte 5 Jahre: mindestens zweimal angehoben –>75

6. letztes Jahr: Dividende gegenüber Vorjahr angehoben –>60

7. letzte 3 Jahre: Ausschüttungsquote <75% –> 54

8. letzte 3 Jahre: Ausschüttungsquote >33% –> 44

9. letzte 5 Jahre: durchschnittliches Div.Wachstum p.a. –> Top 10 Unternehmen

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 163

Das Argument für 10 Titel ist, dass dies für Privatanleger besser praktikabel ist. Dieses Vorgehen wird für jeden Markt, in den man investieren möchte, separat angewandt. Außerdem werden die Top-10-Aktien jedes Jahr auf’s neue durch die Kriterien überprüft. Wenn dann ein Unternehmen keine oder eine geringere Dividende gezahlt hat, fliegt es aus dem Depot und wird durch ein neues Unternehmen ersetzt.

5. Steuern und Kosten nicht unterschätzen

„Für ein Depot mit 25 Titeln braucht man als Einzelkämpfer mindestens 25.000 Euro, sonst schlage selbst die günstigen Spesen-Flatrates der Online-Broker überproportional ins Kontor. Fondsanteile hingegen werden teilweise gebührenfrei angeboten und sind vielfach für weniger als 100 Euro zu haben, so dass man schon für kleines Geld Teil einer großen Sache ist. Weniger als 25 Aktien hält kaum ein Fonds, 50 bis 100 Papiere sind ein guter Durchschnitt. Manch globaler Gigant gebietet gar über eine vierstellige Anzahl an Positionen.

Für Anleger, die (noch) kein Vermögen besitzen, sondern dieses erst sukzessive aufbauen wollen, sind Fonds ohnehin alternativlos. Jeden Monat 100 Euro in einzelne Aktien zu stecken, das funktioniert schon technisch nicht – wogegen Fonds sogar in Bruchteilen abgerechnet werden und damit Wertpapier-Sparpläne überhaupt erst ermöglichen.“

Cool bleiben und Dividenden kassieren; Röhl und Heussinger; S. 221

Ich finde es sehr gut, dass die Autoren diese beiden Themen anreißen. Denn die Renditekiller Steuern auf realisierte Gewinne und die Kaufkosten sind nicht zu unterschätzen. Jeder Prozentpunkt an Kosten schmälert die Rendite auf lange Sicht enorm, von der Steuer mal ganz zu schweigen. Zumal es eine gehörige Portion Disziplin braucht, um die Dividenden jedes Mal wieder anzulegen und nicht zu verfressen, damit der Zinseszinseffekt wirken kann. Auch berichten die Autoren einiges über die Quellensteuer und welche Fallstricke es bei den einzelnen Ländern geben kann, um sich die zu viel gezahlte Steuer erstatten zu lassen.

Zum Thema Fonds habe ich eine eigene Meinung. Von aktiv gemanagten Fonds würde ich persönlich die Finger lassen. Auf lange Sicht können 96% der Fonds nicht den Vergleichsindex schlagen und haben zudem noch völlig überzogene Kosten, die bekanntermaßen deine Rendite richtig eindampfen lassen. Das passive Investieren z.B. in ETFs ist meiner Meinung nach in der Regel die bessere Alternative.

Fazit zum Buch „Cool bleiben und Dividenden kassieren“

Ich habe etwas gemischte Gefühle bei dem Buch. Positiv ist auf jeden Fall der Informationsgehalt und der schöne Schreibstil. Der Text ist wundervoll geschrieben, garniert mit passenden Zitaten und das Buch habe ich quasi an drei Tagen durchgelesen. Es wird gut in die Thematik Dividendenaktien eingeführt, welches Bewertungssystem die Autoren nutzen, um solide Titel herauszufiltern und was eventuelle Fallstricke sein können. Wenn du also die Dividendenstrategie für dich nutzen möchtest, ist das Buch ein sehr guter Einstieg in die Welt der Dividenden.

Wenn du dir das Buch „Cool bleiben und Dividenden kassieren“* kaufen möchtest, kannst du das gern über den Link tun. Für dich entstehen keine Mehrkosten!

Für mich ist diese Strategie aktuell (noch) nichts. Das Herauspicken von einzelnen Dividendenaktien, nach einem Bewertungssystem, ist letztlich mit aktivem Management gleichzusetzen. Und wer die Statistiken dazu noch nicht kennt, dem sei das Buch von Gerd Kommer* sehr ans Herz gelegt, dort wird alles fein säuberlich seziert. Mit aktivem Management können nur die wenigsten Professionellen den Vergleichsindex schlagen und Privatanleger noch viel weniger. Ich selber bin ein Fan von breitgestreuten ETFs, denn diese bringen im Laufe der Jahre eine solide Rendite und ich muss mir nicht den Kopf zerbrechen welche Dividendenaktie nun die bessere ist. Zumal ich mit ETFs deutlich ruhiger schlafe und das ist sehr viel wert.

Ich freue mich sehr auf deine Gedanken und Kommentare zum Buch!

Liebe Grüße Anna

Disclaimer: Keine Anlageberatung. Jeder kann selbst seinen Kopf anschalten in was und wie er sein Geld investiert.

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