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Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs von Gerd Kommer

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Buch recht spät gelesen und vorher meine Infos bzgl. ETFs aus Sekundärquellen gezogen habe. Aber nun habe ich auch diese Lücke geschlossen und das Buch hat mich nicht enttäuscht. Zuerst war ich etwas skeptisch, da ich das Buch „Kaufen oder mieten“ von Kommer nicht so spannend geschrieben fand und nach einem Drittel auch aus der Hand gelegt hatte. Aber „Souverän Investieren in Indexfonds und ETFs“* hat mich echt gefesselt und es ist einfach wundervoll geschrieben. Dabei geht es bei Weitem nicht nur um ETFs, sondern es gibt viele Informationen rund um das Thema Investieren. Auch das Stichwort Risiko, kommt nicht zu kurz.

Für jeden, der mit dem Begriff ETF nichts anfangen kann, ganz kurz: ETF ist eine Abkürzung für Exchange Traded Funds. Ein ETF ist ein börsengehandelter Indexfond, der die Entwicklung eines Index (z.B. DAX, Dow Jones,…) so genau wie möglich abbildet. Die Grundannahme ist, dass die Börsen, wie in den letzten 100 Jahren, tendenziell steigen und somit auch der Wert des ETF zunimmt. Dadurch, dass ein Index nachgebildet wird, sind die jährlichen Kosten des ETFs sehr gering.

Nun zu den 5 Gedanken aus dem Buch. Dabei bilden diese nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Buch ab.

1. Efficient-Market-Theorie

„Die EMT (Efficient-Market-Theorie) ist ebenso einfach wie mächtig und sie hat viele faszinierende und oft kontraintuitive Implikationen. Die EMT sagt ganz simpel, dass Wertpapierkurse zu jedem gegebenen Zeitpunkt alle öffentlich zugänglichen Informationen über diese Wertpapiere beinhalten. Daher ist der gegenwärtige Marktpreis die beste Schätzung des zukünftigen Marktpreises. Andere Schätzungen sind nur aus Zufall besser. Mit öffentlich zugänglichen Informationen kann man, so die EMT, den Markt nicht schlagen. Wer es dennoch probiert, schlägt ihn nur aus Glück und jedem der Glück hat, steht einer gegenüber mit Pech, der relativ zur Marktrendite Geld verliert.“

Gerd Kommer; Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 34

Insbesondere in unserer globalisierten und digitalen Welt besteht eine hohe Informationsdichte, Informationseffizienz und eine Reihe von Zufällen. Das bedeutet, dass neue Informationen zu einem Unternehmen oder Produkt in kürzester Zeit in den Aktienkurs eingepreist werden.

„Das soll aber nicht heißen, dass es keine Outperformer gibt, die den Markt schlagen. Im Gegenteil: Es gibt sie sogar stets und in jedem Zeitintervall. Die Krux dabei ist jedoch, dass die Zusammensetzung dieser Gruppe sich ständig ändert und zufallsbedingt ist – auch wenn Fondsmanager und viele Privatanleger das anders sehen.“

Gerd Kommer; Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 38

Anmerkung: Das sollte man sich nochmal ganz in Ruhe durchlesen. Es gibt Outperformance, aber sie ist zufällig! Kein aktiver Manager schafft es über einen längeren Zeitraum ständig zu outperformen (Ja, ich höre schon die Warren Buffet-Rufe…). Warum sollten es dann ausgerechnet Privatanleger können?

2. Investmentpornografie

Die Investmentpornografie ist im Buch von Kommer nur ein kleines Unterkapitel, aber ich finde diesen Gedanken enorm wichtig!

Täglich wird uns in den Medien suggeriert, dass die Kurse entweder explodieren oder in den Keller gehen und dass sich die Anleger in Gold flüchten. Aktuell wird in den Medien Bitcoin sehr gehypt, dabei aber immer wieder unterschlagen, dass es ein Hochrisikoinvestment ist. Oder aber Personen des öffentlichen Lebens machen Werbung für diverse Einzelaktien.

„Investmentpornografie ist oberflächliches, sensationsheischendes, gezielt an Unwissenheit, Neid und Gier appellierendes, aus dem Kontext gerissenes Marktgeschrei mit dem primären Ziel, Anleger zum Kaufen und Verkaufen zu animieren, weil daran jemand verdient, oder weil der Pornografieproduzent die Absatzzahlen seines Mediums steigern möchte.“

Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 52

Das Zitat beschreibt unfassbar treffend, was es mit der Investmentpornografie auf sich hat. Sie möchte die Gier und den Neid hervorkitzeln, damit der Initiator der Kampagne selbst Geld verdienen kann.

Wenn man das weiß und sich selbst kennt, dann gibt es mehrere Möglichkeiten dem zu begegnen. Zum einen kann man dem Sensationsgeschrei konsequent aus dem Weg gehen und sich solche Nachrichten einfach nicht antun (falls man anfällig für Gier ist).

Zum anderen ist es leichter einer Investmentstrategie zu folgen, wenn man nach festen Plänen investiert, um die Emotionen rauszuhalten.

3. Renditekiller Nummer 1

Es ist fast ein unbeliebtes Thema bei Investoren, aber unfassbar wichtig. Denn der größte Renditekiller sind die Kosten des Investments! Diese können so unglaublich viel Rendite (vor allem über viele Jahre gerechnet!!) auffressen, dass sich das intensive Beschäftigen mit Transaktions- und Haltekosten definitiv lohnt.

Was relativ bekannt sein dürfte, ist, dass aktiv gemanagte Fonds deutlich mehr (10-fach und mehr) kosten als z.B. ETFs. Aber auch das aktive Traden mit Einzeltiteln ist mit Kosten verbunden, sodass laut Autor teilweise bis 5% oder mehr Kosten pro Jahr entstehen können. Nicht umsonst existiert der Spruch: Hin und her macht Taschen leer.

Kommer hat den Effekt der Kosten in einer tollen Übersicht zusammengefasst. Diese folgt unten im Bild.

Gerd Kommer

Bildquelle: Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 104

Dabei sind die krassen Entwicklungen nach 20 bzw. 30 Jahren überdeutlich, wenn die jährlichen Kosten für Investment A „nur“ 2,7% über dem von Investment B liegen. Solche Gegenüberstellungen visualisieren das Problem sehr gut. Denn wir Menschen können uns diese Dimensionen schlecht vorstellen und könnten uns denken: „Ach, sind nur 2,7%, was soll’s. Mein Investment macht 10% im Jahr, kann schon nicht so schlimm sein.“ – Doch, es ist schlimm, es schmälert nämlich die Rendite empfindlich.

4. Factor-Investing

Neben der üblichen neutralen Abbildung des gesamten Marktes (z.B. MSCI ACWI), gibt es noch Gewichtungen, die zu einer vermehrten Rendite führen können – genannt Faktorprämien.

„Faktorprämien sind quantifizierbare, objektive Merkmale von Wertpapieren, die statistisch besonders große Erklärungskraft für historische und künftige Renditen und Risiken von Asset-Klassen besitzen. (…) Die für die Identifikation dieser Risiko-Rendite-Treiber verwendeten mathematischen Formeln nennen sich Faktor- oder Multi-Factor-Modelle. Mit ihnen können bis zu 95% der Renditedifferenzen von diversifizierten Portfolios erklärt werden.“

Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 274

Im Buch werden einige Faktoren vorgestellt. Einer sei hier kurz vorgestellt: der Small-Size-Faktor.

Der Small-Size-Faktor oder auch Small-Cap-Effekt beschreibt, das statistisch „kleine“ Unternehmen (auch Nebenwerte genannt) künftig höhere Renditen haben als große. Dabei zählen knapp 990 Unternehmen mit einer mittleren Marktkapitalisierung von 860 Millionen Dollar zum MSCI Europe Small Cap. Prozentual bilden die Small Caps 14% einer Index-Region beim Hersteller MSCI ab.

„Warum rentieren Small Caps im langfristigen Durchschnitt besser als Large Caps? Vermutlich, weil sie risikoreicher sind. Dieses erhöhte Risiko kann man in einem global diversifizierten Small-Cap-Index (…) erfreulicherweise kaum feststellen.“

Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 284

Zu beachten ist, dass im „normalen “ MSCI World“, „MSCI Emerging Markets“ oder „ACWI“ die Small Caps standardmäßig nicht mit drin sind. Nur wenn der Zusatz „IMI“ mit in der Bezeichnung drin ist, sind auch die Small Caps mit enthalten. Dazu solltest du dir aber immer mindestens das Factsheet durchlesen.

5. Grundprinzipien von Souverän Investieren

Was ich dem Autor hoch anrechne, ist, dass er nicht nur seinen Ansatz für das Weltportfolio vorstellt, sondern auch auf die Grundprinzipien eingeht. Gerade diese Grundprinzipien sind für den privaten Anleger sehr wichtig, um eine solide Rendite zu erzielen und nicht auf halber Strecke das Investment über den Haufen werfen zu müssen, weil doch ein zu hohes Risiko eingegangen wurde.

Im ersten Schritt wird die Level-1-Asset-Allokation bestimmt.

Quasi die Aufteilung des Gesamtportfolios in risikoarme und risikobehaftete Geldanlagen. Dabei geht er auch auf das Thema persönliche Risikotoleranz ein, was ich extrem wichtig finde. Denn damit steht und fällt jedes solide Investment. Die Bestimmung der eigenen Risikotoleranz ist eine individuelle Kiste und sollte von jedem in einer ruhigen Minute durchdacht werden.

Kommer geht bei der Bestimmung der Risikotoleranz von 3 Dimensionen aus:

  • der Fähigkeit (wieviel kann sich ein Haushalt an Risiko leisten),
  • der Notwendigkeit (was ist das Ziel, wieviel Rendite ist dazu nötig) und
  • der Bereitschaft (was halte ich nervlich aus).

Dabei „gewinnt“ das Kriterium, bei dem eine Person am risikoscheusten ist.

Danach richtet sich die Gewichtung nach risikobehafteten und risikoarmen Investments.

„Der risikobehaftete Portfolioteil des Weltportfoliokonzeptes im engeren Sinne besteht aus global diversifizierten Aktien einschließlich Immobilienaktien und eventuell Rohstoffen und Edelmetallen. Im weiteren Sinne gehören auch Immobiliendirektinvestments, z.B. eine selbstgenutzte Wohnimmobilie oder ein Vermietungsobjekt zum risikobehafteten Portfolioteil.“

Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 322

Also Obacht, wenn du bereits im Eigentum wohnst. Das gehört mit zum risikobehafteten Teil!

Zum Thema Risiko habe ich selbst schon einen Artikel (hier entlang) geschrieben, vielleicht hilft er dir weiter.

Im zweiten Schritt geht es zur Level-2-Asset-Allokation.

Dabei geht es um konkrete Anlageprodukte, um die risikoarmen und risikobehafteten Anlagen abzubilden. Kommer verzichtet in der 5. Auflage der Ausgabe darauf konkrete ETFs zu benennen, da einerseits gute Websites existieren, die die aktuellen ETFs miteinander vergleichen. Andererseits kommen auch immer wieder neue ETFs auf den Markt und die im Buch benannten somit teilweise veraltet sein könnten. Im Rahmen der konkreten Anlageprodukte stellt Kommer verschiedene Möglichkeiten vor sich ein ETF-Depot zu bauen. Hier möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass ETFs zum risikobehafteten Vermögensanteil gehören!

„Die Rendite der verschiedenen WPF (Weltportfolio)-Varianten nach allen Kosten und Steuern wird auf lange Sicht mit großer Wahrscheinlichkeit höher sein als die der meisten vergleichbaren Aktien Anlageportfolios – vergleichbar im Sinne des Zielrisikos. Das hat einige einfache Gründe: Niedrigere Kosten, ein vorteilhafter steuerlicher Barwerteffekt aus Buy-and-Hold, die Vermeidung renditeschädlicher Effekte aus Performance-Chasing und die systematische Ausbeutung von Faktorprämien. Dass das aktiv gemanagte Portfolio schon vor Kosten und Steuern keine risikoadjustierte Überrendite produziert, das wissen wir ja aus Hunderten anspruchsvoller und Tausender einfacher akademischer Studien, (…).“

Gerd Kommer, Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs, S. 327f.

Das letzte Zitat beschreibt recht treffend wie ein Privatinvestor bei der selbstgemanagten Geldanlage vorgehen sollte, um eine adäquate Risiko-Rendite-Ratio hinzubekommen.

Fazit von Souverän investieren

Zu diesem Buch kann ich eine glasklare Leseempfehlung geben! Es ist wahnsinnig gut geschrieben und es wird nicht langweilig. Die Finanzbranche wird teilweise gehörig auf’s Korn genommen und danach hast du mehr Sicherheit was ETFs angehen.

Wenn du möchtest, kannst du dir das Buch über den Affiliatelink „Souverän Investieren in Indexfonds und ETFs“ von Gerd Kommer* kaufen und würdest damit meinen Blog damit unterstützen.

Das Buch hat mich in meiner Investmentstrategie bestärkt, vor allem passiv in ETFs zu investieren. Auch wenn manche Bänker unken mögen, dass es „dummes Geld“ sei. Lieber dummes Geld, als verlorenes Geld durch zu viele Kosten und einen aktiv gemanagten Fond, der den Index auf lange Sicht nicht schlagen kann.

In diesem Sinne: gute Investments!

Liebe Grüße: Anna

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Natürlich stellt dieser Beitrag keine Anlageberatung da! Jeder handelt auf eigene Verantwortung!

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