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5 psychologische Geldfallen, die dich viel kosten können

Unser Gehirn spielt uns manchmal fiese Streiche. Angefangen von einfachen optischen Täuschungen, beispielsweise Müller-Lyer-Illusionen (Welche Linie ist länger?) bis hin zu komplexen Psycho-Fallen, die du kaum im Alltag merkst, aber die zum Beispiel die Werbeindustrie weiß. Hier stelle ich dir 5 psychologische Geldfallen vor, die im Alltag sehr häufig vorkommen, ohne dass wir sie aktiv auf dem Schirm haben. Du solltest sie kennen, denn die Marketingbranche und auch diverse Verkäufer kennen sie und werden sie bei dir anwenden.

1. Die Angst Geld zu verlieren

Es scheint in unserem genetischen Programm zu liegen, dass wir nicht verlieren wollen – egal was. Insbesondere Geld, was wir verdient haben, wollen wir tunlichst nicht verlieren. In diversen Experimenten haben Kahnemann und Kollegen dieses Phänomen schon nachgewiesen. Wann immer unser Gehirn meint, dass die Wahrscheinlichkeit zu verlieren höher ist als die Gewinnchance (auch wenn das nicht stimmt!), werden wir lieber unser Geld zusammenhalten.

In der Verhaltensökonomie wird das als Verlustaversion bezeichnet und kann viele unserer Entscheidungen beeinflussen. Geld gewinnen ist ok, aber noch viel wichtiger ist es uns kein Geld zu verlieren.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum Menschen die Börse meiden. Immerhin kann auch hier Geld verloren werden. Aber eben mit der richtigen Strategie auch sehr viel mehr gewonnen werden und das ist vielen Menschen in Deutschland scheinbar nicht klar.

Andererseits gibt es wiederum eine Sache, in der die Verlustaversion ausgesetzt zu sein scheint, nämlich: Lotto spielen. Die Gewinnchance ist verschwindend gering, dennoch spielen wöchentlich Millionen von Menschen Lotto. Möglicherweise ist der Einsatz pro Los so gering und die Höhe des begehrten Gewinnes so hoch, dass die Verlustaversion hier aussetzt. Schade eigentlich, denn bekanntermaßen bringt Lottospielen gar nichts.

Was kannst du dagegen tun? In Bezug auf die Börse: lesen, lesen, lesen und mit einem einfachen Konzept starten. Zum Beispiel in einen breit gestreuten ETF investieren. Langfristig überwiegt die Rendite deutlich. In allen anderen Lebenslagen: kurz innehalten und im Zweifel mal den spitzen Bleistift auspacken und nachrechnen.

2. Endowment

Endowment meint: Wir bewerten das, was in unserem Besitz ist als höherwertig – egal wie lange sich der Gegenstand in unserem Besitz befindet.

Gut zu beobachten ist das auf der Plattform ebay oder auch auf einigen Flohmärkten (die es mittlerweile wieder gibt ;)). Einige private Anbieter haben absurd hohe Preisvorstellungen, dass sie entweder auf den gebrauchten Sachen sitzen bleiben oder dann letztlich doch mit dem Preis runtergehen müssen, um sie loszuwerden.

Aber auch in Bezug auf Aktien kann ein Endowment-Effekt auftreten. Wenn eine Aktie, die wir gekauft haben, im Verlauf abschmiert (weil im Unternehmen etwas richtig schief läuft), dann kann es vorkommen, dass wir zu lange warten um zu Verkaufen und uns Dinge schön reden und hoffen. Das kann dann zum Totalverlust führen, da nicht rechtzeitig verkauft wurde.

Was kannst du dagegen tun? Aktienkurse schwanken jeden Tag. Wenn du Einzelaktien besitzt, ist das wichtigste, dass du das Unternehmen verstanden hast, die Kennzahlen stimmen und die Perspektive positiv ist. Passt von den Kriterien etwas nicht mehr, dann ist es besser, du schmeißt die Aktie aus deinem Depot damit du keine bösen Überraschungen erlebst (siehe Wirecard)…

3. Kompromisseffekt – eine gemeine psychologische Geldfalle

Spannende Studien von Tversky und Kollegen haben gezeigt, dass wir mental gern Kompromisse eingehen zwischen dem Preis und der Qualität eines Produktes. Diese psychologische Geldfalle ist sehr hinterlistig, weil sie quasi automatisch abläuft und wir sogar damit zufrieden sind. Letztlich hat hier auch wieder die Verlustaversion ihre Finger im Spiel, denn wir wollen möglichst wenig von beiden Seiten verlieren – weder zu viel Qualität, noch wollen wir zu viel Geld bezahlen.

Wenn Menschen beispielsweise die Wahl zwischen zwei Computern (einer teuer und einer günstiger) haben, werden sich in einer größeren Versuchsreihe die Menschen zu gleichen Anteilen für je einen Computer entscheiden. Kommt jedoch ein drittes, noch teureres Modell dazu, dann schlägt der Kompromisseffekt zu. Dann bewerten Menschen instinktiv den Preis und die Qualität so, dass 2/3 aller Menschen das „mittlere Modell“ nehmen. Denn wir machen zwar Abschläge bei der Qualität, haben aber auch einen günstigeren Preis – damit sind wir zufrieden. Das restliche Drittel der Menschen teilt sich wiederum zu 50% auf den teuersten und auf den günstigsten Computer auf.

Verkäufer und Makler machen sich diese psychologische Geldfalle zunutze

Verkäufer und auch Makler machen sich diesen Kompromisseffekt sehr zunutze. Im Geschäft stehen deswegen auch sehr teure Geräte in einer Reihe mit etwas günstigeren (die aber immer noch teuer genug sind) und sehr günstigen Produkten. Das führt häufig dazu, dass man sich letztlich für ein Gerät im mittleren, aber immer noch teuren Preissegment entscheidet. Auch Makler wenden diesen Effekt an, in dem sie Interessenten eine dritte Immobilie zeigen, die aber deutlich über dem Budget liegt und damit bei den anderen beiden Immobilien den Kompromisseffekt auslösen sollen. Denn gibt es bei den beiden im Budget liegenden Immobilien Mankos, dann vergleicht man instinktiv den Preis mit der teuersten Immobilie – und relativiert die Fehler (Lage, Größe, Aufteilung).

Was kannst du dagegen tun? Du kannst dir ganz genau überlegen was du brauchst und möchtest und ob das den Preis rechtfertigt. Wenn du zum Beispiel mit der Lage der Immobilie nicht ganz zufrieden bist, dann suche weiter und falle nicht auf den Kompromisseffekt rein.

4. Overconfidence-Effekt

Mit dem Overconfidence-Effekt (= Selbstüberschätzungseffekt) begeben wir uns in eine psychologische Geldfalle, die gut in die Börsenspekulation einzuordnen ist.

Nassem Taleb hat viele Menschen nach ihrer Schätzung zu ganz unterschiedlichen Dingen befragt. Dabei mussten sie eine Spanne (also: von … bis … oder das schlichte Konfidenzintervall) ihrer Schätzung benennen und durften nur zu 2% falsch liegen. Die Aufgaben waren sehr verschiedener Natur – von der Längenschätzung des Mississippi bis zur Einwohnerschätzung von Burundi. Im Endeffekt lagen aber nicht 2% der Befragten falsch, sondern 40% lagen mit ihrem Schätzungsintervall falsch.

Wir lesen jeden Tag über diverse Börseneinschätzungen – wie sich die Kurse entwickeln werden, wann der nächste Crash kommt, etc. Diese Einschätzungen unterliegen natürlich auch dem systematischen Overconfidence-Effekt (schätzungsweise auch 40%! Wortwitz)! Nur macht das der sogenannte „Experte“ mit gehörigem Nachdruck und Selbstüberzeugung.

Was kannst du dagegen tun? Bleibe immer kritisch gegenüber Aussagen wie sich eine Aktie oder die gesamte Börse entwickeln wird (Stichwort: Crashpropheten). Letztlich kann das keiner mit Sicherheit vorhersagen! Keiner.

5. Sunk Cost Fallacy

„Ich habe jetzt schon so viele Seiten in dem Buch gelesen, jetzt lese ich es zu Ende, auch wenn es ätzend langweilig ist.“ oder „Die Konzertkarten haben 40 Euro gekostet, jetzt hören wir uns dieses Konzert zu Ende an, auch wenn es grottig ist.“ Kommt dir das bekannt vor? Das sind typische Sunk Cost Fallacies. Wir orientieren uns an dem, was wir bereits investiert haben, obwohl wir eigentlich den Sinn nicht mehr darin sehen weiterzumachen.

Diese psychologische Geldfalle haben wir ganz oft im Alltag. Wir neigen dazu die bereits geleisteten Investitionen überzubewerten, sodass wir auch Projekte weiterführen, die keine Zukunft mehr haben. Ob jetzt im Beruf, im Privatleben die maligne Beziehung (z.B. Scheidung erst, wenn die Kinder ausgezogen sind…) oder auch größere Projekte (z.B. die Concorde), die sunk cost fallacy kann in der jeder Lebenslage zuschnappen.

An der Börse haben wir das Phänomen dann, wenn wir Aktien besser verkaufen sollten. Denn dann sind wir versucht uns am Einstiegskurs der Aktie zu orientieren. Aber das sollte nicht zählen, denn wichtig ist allein die weitere Prognose des Unternehmens.

Was kannst du dagegen tun? Überlege dir immer warum du etwas tust, egal wieviel Zeit oder Geld du schon investiert hast. Ist das Ziel noch aktuell? Lohnt sich der weitere Einsatz überhaupt noch? …unabhängig von den vergangenen Investitionen. Das fällt uns oft richtig schwer, weil auch hier die Verlustaversion eine große Rolle spielt.

Psychologische Geldfallen: Fazit

Es gibt einige psychologische Geldfallen, die uns im Alltag überhaupt nicht bewusst sind. Wir sollten sie uns bewusst machen, damit wir anderen nicht auf den Leim gehen und gut mit unseren Finanzen haushalten können.

Dieser Artikel „5 psychologische Geldfallen“ hat natürlich auch seine Quellen! Das sind die fantastischen Bücher:

* *

Die Rezension zum Buch: Die Kunst des klaren Denkens.

*

Die Rezension zum Buch: „Einfach genial entscheiden“

Was kennst du für psychologische Geldfallen im täglichen Umgang mit Geld? Ich freu mich auf deinen Kommentar!

In diesem Sinne: maximale finanzielle Erfolge!

Anna

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Chris

    Huhu Anna,

    vielen Dank für die Inspiration zu den neuen Büchern.
    Ich kannte die psychologischen Effekte aus Kahnemanns: Schnelles Denken, langsames Denken. Großartiges Buch. (Solange man bis zum Schuss durchhält.
    Ich wünsche dir, dass du die Fallen so gut es geht umgehst 😀

    Viele Grüße
    Chris

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