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Dein Ego ist dein Feind von Ryan Holiday

Das Buch „Dein Ego ist dein Feind“ von Ryan Holiday ist ein herber Schlag in die Magengrube, aber auch Chance zur Veränderung, derer, die sich auf ein Podest stellen und von ihrem Ego beherrscht werden. Der Autor beschreibt in 3 Phasen die Auswirkungen des Ego auf den „Aufstieg“, „Erfolg“ und das „Scheitern“. Ein großes Ego kann dazu führen, dass wir unsere eigentlichen Ziele nicht erreichen oder gar in der Phase des Scheitern das Projekt endgültig vernichten, was uns doch so am Herzen liegt. Eines vorweg: der Autor liebt die griechische und römische Geschichte sowie den amerikanischen Sport, denn daher stammen die meisten Lebensläufe, die er als Beispiele anbringt ;).

Technisch Daten zu „Dein Ego ist dein Feind“

Das Buch „Dein Ego ist dein Feind“ von Ryan Holiday umfasst 284 Seiten und ist im Finanzbuchverlag erschienen. Als gebundenes Buch löhnst du 19,99 €. Bekommen habe ich das Buch als Rezensionsexemplar.

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Gedanken aus dem Buch

Definition von Erfolg aus „Dein Ego ist dein Feind“

„John Wooden empfahl seinen Spielern, den Begriff Erfolg neu zu definieren. Erfolg sei gleichzusetzen mit innerer Ruhe, die eine unmittelbare Folge von Selbstzufriedenheit sei, und diese beruhe darauf, dass man sich angestrengt habe und das Beste gegeben habe, um das Beste zu werden, dessen man fähig sei. „Ehrgeiz“, sagte Mark Aurel, „bedeutet, sein Wohlbefinden von der Zustimmung anderer abhängig zu machen… Verstand bedeutet, es vom eigenen Handeln abhängig zu machen.“ Machen Sie Ihre Arbeit. Machen Sie sie gut. Und dann lassen Sie den lieben Gott walten. Mehr müssen Sie nicht tun.“

Dein Ego ist dein Feind; Ryan Holiday, S. 230

Ich finde diese Definition wundervoll. Sie koppelt völlig von der Bestätigung anderer ab und zielt zu 100% auf das eigene Handeln und Verhalten. Selbstzufriedenheit, Selbstakzeptanz und Selbstwirksamkeit sind so unglaublich wichtige Bausteine für das eigene Glück im Leben. Jeder sollte sich diese Definition von Erfolg einmal durch den Kopf gehen lassen.

Wenn sich alles ins Negative wendet

„Es gibt Zeiten im Leben, in denen wir alles richtig machen, vielleicht sogar perfekt, und trotzdem wendet sich irgendwie alles ins Negative. Wir scheitern, erleben Missachtung, Eifersucht oder ernten ein gelangweiltes Gähnen der anderen. Je nachdem, was uns antreibt, können uns solche Reaktionen regelrechte vernichten. Wenn unser Ego das Ruder in der Hand hat, akzeptieren wir nur 100-prozentige Zustimmung. Diese Haltung ist gefährlich, denn bei jedem Projekt, an dem wir arbeiten – sei es ein Buch oder ein Unternehmen oder sonst etwas -, kommt irgendwann der Punkt, an dem wir das Produkt aus der Hand geben. Dann urteilen andere darüber, gehen andere damit um. Es befindet sich nicht mehr unter unserer Kontrolle und der Erfolg hängt von der Aufnahme der anderen ab.“

Dein Ego ist dein Feind; Ryan Holiday, S. 226

Das greift die Definition von Erfolg in seiner Auswirkung wieder auf. Wir sollten uns überlegen, was uns antreibt: Ist es der Applaus anderer oder verfolgen wir eine Mission, die uns am Herzen liegt? Der zweite Punkt ist, dass wir bzw. das, was wir tun, immer von anderen bewertet wird. Jeder hat zu irgendwas immer eine Meinung. Das kann ganz schön lästig und verletzend sein, wenn man nur auf den Applaus von anderen aus ist. Darum sollten wir ganz genau auf unser Herz hören, was wir selbst wollen, ohne anderen gefallen zu wollen.

Einmal in die Hölle und zurück

“ Viele wichtige Veränderungen im Leben gehen auf Augenblicke zurück, in denen wir völlig am Boden liegen, in denen sich alles, was wir zu wissen glaubten, als falsch erweist. (…) Ob sie selbstverschuldet oder von Dritten herbeigeführt wurden, ganz gleich, was die Ursache dafür ist, sie können als Katalysatoren für Veränderungen dienen, für die wir selbst keine Kraft mehr aufbringen. (…) Es sind solche Augenblicke – wenn ein Riss etwas zum Vorschein bringt, was vorher nicht sichtbar war -, in denen Sie gezwungen werden, einer Sache ins Auge zu blicken, die man Wahrheit nennt. Sich zu verstecken oder zu verstellen ist nicht mehr möglich.(…) Nimmt jeder diese Chance wahr? Natürlich nicht. Das Ego ist häufig nicht nur der Grund für den Zusammenbruch, es verhindert auch, dass wir uns positiv verändern.“

Dein Ego ist dein Feind; Ryan Holiday, S. 234-235

Wer kennt sie nicht, die Situationen im Leben, in denen man den Eindruck hat, dass sich alles gegen einen selbst verschworen hat. Die Beziehung geht in die Brüche, gleichzeitig ist der Chef unzufrieden und dann kommt auch noch die Steuernachzahlung ins Haus geflattert. Es ist die Chance das eigene Verhalten zu reflektieren. Gab es einen Grund, dass die aktuelle Situation ist, wie sie ist? Waren wir doch zu lange auf Arbeit und haben die Beziehung schleifen lassen? Oder waren wir mit den Gedanken woanders und gar nicht mehr bei dem aktuellen Projekt? Haben wir die Unzufriedenheit in uns hineingefressen, anstatt offen zu kommunizieren, was uns stört? Was kann man selbst ändern, damit so eine Krise nicht mehr auftritt…

Misserfolg sagt nichts über unseren Wert als Mensch aus

Ich finde es so wichtig, dass ich das Buchzitat gesondert erwähne, auch wenn es gut in das letzte Zitat mit hineinpasst.

„Wir können im Leben jederzeit aufsteigen, Erfolg haben oder scheitern – hier geht es um das Scheitern. Sind wir klug, begreifen wir es als eine vorübergehende Phase, die nicht mit unserem Wert als Mensch zu tun hat. Gleitet uns der Erfolg aus dem Fingern – auch welchen Gründen auch immer -, wäre es falsch, sich so fest daran zu klammern, dass alles in Stücke bricht. Es geht darum, sich in die Aufstiegsphase zurückzureiten, sich darauf zu besinnen, was unsere Grundprinzipien und Best Practices sind.“

Dein Ego ist dein Feind; Ryan Holiday, S. 247

Kritik an „Dein Ego ist dein Feind“

Wer mir schon länger folgt, weiß, dass ich Quellenangaben zu diversen Behauptungen für unabdingbar halte. Nicht nur, um einzuordnen, was direkt aus der Feder des Autors kommt (oder er von anderen zitiert), sondern auch, um die Quellen selbst nachlesen zu können. Es gibt aber keine Quellenangaben in diesem Buch, sondern nur eine „ausgewählte“ Bibliographie. Das finde ich sehr schade.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die Bewertung von Lebensläufen durch den Autor Ryan Holiday. Er berichtet über Persönlichkeiten, die seiner Meinung nach, entweder vom Ego besessen waren oder dieses gut unterdrücken konnten – abhängig davon wie das Leben dieser Menschen letztlich verlaufen ist (erfolgreich vs. nicht erfolgreich). Jedoch macht der Autor dabei auch Ausnahmen: Bei Grant (S.153-155) berichtet er zu Beginn davon, dass dieser nicht vom Ego getrieben ist, dann aber durch äußere Umstände (!) nach mehr strebte und verlor. An diesem Punkt war ich etwas genervt, denn das führt seine gesamte Argumentation bezüglich des Egos ad absurdum. Wann ist denn nun das Ego Schuld am Versagen und wann sind es die „äußeren Umstände“? Zumal er anfangs davon schreibt, dass das Ego beim Scheitern den äußeren Umständen die Schuld gibt, aber sie nie bei sich selbst sucht.

Der dritte Kritikpunkt schließt sich an den zweiten an. Der Autor selektiert die nur Personen heraus, die gut in seine Argumentation passen, aber es gibt kein übergeordnetes Bild. Im Kapitel „Scheitern“ leuchtet die Argumentation ein, dass ein großes Ego dazu führt, dass man unbewusst oder bewusst lieber sein Herzensprojekt (z.B. das gegründete Unternehmen) sterben lässt, als das es ein anderer bekommt. Es ist aber die Frage, ob nicht das Ego dazu verhelfen kann, auch etwas erfolgreich aufzubauen. Ich hätte mir dazu Gegenbeispiele gewünscht, wo genau das (dauerhaft) geklappt hat oder dass der Autor schreibt, dass er solche Personen nicht gefunden habe. Das tut er nicht, deswegen liegt hier eine gewisse Selektion für seine Argumentation vor.

Es gibt eine Stelle im Buch, da stimme ich mit dem Autor nicht überein und finde die Empfehlung regelrecht gesundheitsschädlich. Es ist bekannt, dass negativer Stress, den man in sich hineinfrisst, langfristig zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems führt (Quelle). Daher stehe ich einigen Aussagen („Stopfen Sie es (gemeint sind Kränkungen, Schmähungen etc) in sich hinein, bis Ihnen schlecht wird. S. 94) im Buch kritisch gegenüber.

Fazit zum Buch „Dein Ego ist dein Feind“ von Ryan Holiday

Die Kernaussage des Buches ist letztlich: Nimm dich selbst nicht so wichtig, sondern arbeite an dem Projekt, was dir am Herzen liegt und mach deine Arbeit einfach so gut, wie du nur kannst. Erwarte nicht den Applaus von anderen. In Teilen was das Buch etwas militär- und sportlastig, denn aus diesen Bereichen zieht der Autor die meisten Lebensläufe für seine Argumentationen. Am besten fand ich das Kapitel des Scheiterns im Buch, denn aus Fehlern kann man sehr effektiv lernen. Die anderen beiden Überkapitel in „Dein Ego ist dein Feind“ fand ich teilweise zu wage und zu einseitig beleuchtet (s. Kritikpunkt Selektionsbias). Es ist dennoch ein lesenswertes Buch, um einfach eine andere Perspektive zu bekommen und sein eigenes Verhalten (vor allem im Kapitel „Scheitern“) zu reflektieren.

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Viel Spaß beim Lesen

Anna

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