Die Kunst des klugen Handelns von Rolf Dobelli

Die Kunst des klugen Handelns Rolf Dobelli

Rolf Dobelli - Die Kunst des klugen Handelns - 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen

Schon sein Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ ist ein Knaller. Deswegen war ich sehr angetan, als ich in der online-Bibliothek der Bücherei meines Vertrauens weitere Werke von Rolf Dobelli fand. (Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das Buch schon 2012 erschien.)

Nun ist es so, dass Rolf Dobelli einen neuen Buchtitel für weitere 52 Denkfallen brauchte und es deswegen „Die Kunst des klaren Denkens“ genannt hat. Aber vielleicht sagt er ja doch etwas mehr zum Handeln. 😉 

Wie das Vorgängerbuch werden die 52 Gedankenfallen in 52 kurzen Kapiteln zu 3-5 Seiten abgehandelt, was das Lesen am Morgen oder am Abend extrem entspannt macht.

Via Negativa

Das Vorwort fängt schon genial an. Via Negativa beschreibt den Fakt, dass wir viel mehr wissen, was wir NICHT tun sollten, um Ziel X zu erreichen, als das, was wir tun sollten. 

„Entfernen Sie alle Denk- und Handlungsfehler, und ein besseres Denken und Handeln wird sich von alleine einstellen.“ S. 7

Verrückt einfach. 

Wie Aristoteles schon schrieb: „Das Ziel des Weisen ist nicht Glück zu erlangen, sondern Unglück zu vermeiden.“ 

Welches Wort wir inflationär benutzen sollten?!

„Wir stoßen auf mehr Verständnis und Entgegenkommen, wenn wir für unser Verhalten einen Grund angeben. Was überrascht: Oft spielt es keine Rolle, ob der Grund sinnvoll ist oder nicht.“ S. 10

Menschen brauchen das Wörtchen „weil“. Damit geben wir uns sehr sehr oft zufrieden bzw. es motiviert uns weiterzuarbeiten. Vor allem Führungskräfte sollten dies wissen. 

„Wenn Sie Ihren Mitarbeitern kein „weil“ geben, lässt ihre Motivation nach. Es genügt nicht zu verkünden, der Zweck Ihrer Firma bestehe in der Produktion von Schuhen – obwohl genau das der Zweck ist. Nein, es braucht Zwecke wie „Wir wollen mit unseren Schuhen den Markt revolutionieren“ (was immer das heißt)… S.11

Wann solltest du mit einem Anliegen zum Chef gehen?

„Vier inhaftierte Männer eines israelischen Gefängnisses ersuchten das Gericht, frühzeitig entlassen zu werden. Fall 1 (vom Gericht angehört um 8:50 Uhr): ein Araber, zu 30 Monaten verurteilt für Betrug. Fall 2 (13:27 Uhr): ein Jude, zu 16 Monaten verurteilt für Körperverletzung. Fall 3 (15:10 Uhr): ein Jude, zu 16 Monaten verurteilt für Körperverletzung. Fall 4 (16:35 Uhr): ein Araber, zu 30 Monaten verurteilt für Betrug. Wie urteilten die Richter? Entscheidender als die Religion oder die Schwere des Verbrechens war die Entscheidungsermüdung der Richter. Den Gesuchen 1 und 2 wurde stattgegeben, weil der Kreislauf der Richter voller Blutzucker war (…). Die Gesuche 3 und 4 wurden abgelehnt. Die Richter brachten nicht genug Willenskraft auf, um das Risiko einer frühzeitigen Entlassung einzugehen.“ S. 16

Wenn du also ein wichtiges Anliegen an deinen Chef (oder anderen Entscheidungsträger hast), dann gehe entweder früh morgens zu ihm hin oder dann erst wieder nach der Mittagspause – lieber nicht vor der Mittagspause. 

Denn eine Pause lädt die Akkus wieder auf und die Entscheidungsermüdung schwächt sich deutlich ab.

Clustering Illusion

„Haben Sie auch schon ein Gesicht in den Wolken oder die Silhouette eines Tieres in einem Felsen gesehen? Natürlich. Das ist völlig normal. Unser Hirn sucht Muster und Regeln. Mehr noch: Findet es keine, dann erfindet es sie. Je diffuser die Signale – wie beim Rauschen des Tonbandes -, desto leichter ist es, Muster hineinzuinterpretieren. (…) Nehmen wir den Finanzmarkt, der in jeder Sekunde eine Flut von Daten ausspuckt. Ein Freund erzählt mir freudestrahlend, dass er folgende Gesetzmäßigkeit  im Datenmeer entdeckt habe: „Der Dow Jones multipliziert mit dem Ölpreis antizipiert den Goldpreis um zwei Tage.“ In anderen Worten: Gehen heute Aktienkurse und Ölpreis hoch, steigt übermorgen das Gold. Das ging einige Wochen gut, bis mein Freund mit immer größeren Summen spekulierte und schließlich seine Ersparnisse verlor. Er hatte ein Gesetz gesehen, wo es keines gab.“ S. 42-43

Ein heikles Thema. Immer wieder berichten Finanzexperten darüber wohin der Aktienkurs steuert. Meist es ist Unsinn. Auch das Trading ist ein Bereich, in dem wenige gewinnen und viele verlieren – aufgrund der Clustering Illusion.

Viele Optionen = weniger Erfolg?

„Jede Option zieht mentale Energie ab und verbraucht wertvolle Denk- und Lebenszeit. Der CEO, der jede erdenkliche Expansionsmöglichkeit prüft, verfolgt am Ende gar keine. Die Unternehmung, die alle Kundensegmente ansprechen will, spricht bald überhaupt keine mehr an. (…) Fazit: Wir sind davon besessen, auf möglichst vielen Hochzeiten zu tanzen, nichts auszuschließen und für alles offen zu sein. Erfolg bringt uns das nicht. Wir müssen lernen, Türen zu schließen. Legen Sie sich dazu eine Lebensstrategie zu – analog zu einer Firmenstrategie, die ja nichts anderes ist als eine bewusste Entscheidung, gewisse Möglichkeiten außer Acht zu lassen.“ S. 82

Wie oft wird uns suggeriert, dass es gut ist möglichst viele Optionen zu haben? Das dies nicht von Vorteil ist, beschreibt Rolf Dobelli sehr eindrücklich. Dieser Abschnitt war mit einer der größten Aha-Momente für mich in diesem Buch. Denn zugegebenermaßen bin ich auch ein Optionen-Offen-Halter. 😉

Weniger Optionen lassen uns besser fokussieren! Fokus = Aufmerksamkeit = Projekt wird viel wahrscheinlicher ein Erfolg.

Schwarze Schwäne

Spätestens seit Nassim Taleb ist der Begriff des „Schwarzen Schwanes“ etwas geläufiger. Die Geschichte hinter dem „Schwarzen Schwan“ ist sehr bezeichnend. Bis 1697 dachte man in Europa, dass es nur weiße Schwäne gibt. Bis 1697 Willem de Vlamingh in Australien einen schwarzen Schwan entdeckte. Seitdem heißen Ereignisse, die keiner hat kommen sehen eben Schwarze Schwäne. Dabei gibt es positive und negative Schwarze Schwäne – plötzlich Millionär durch ein sehr erfolgreiches Buch oder Unternehmen oder ein Meteorit knallt einem auf den Kopf. 

Ein Zitat aus dem Buch möchte ich nicht vorenthalten, denn es kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen einen positiven Schwarzen Schwan zu erleben!

„Bewegen Sie sich in Gebieten, wo ein Schwarzer Schwan – wie unwahrscheinlich auch immer – Sie möglicherweise mitreißen kann. Werden Sie Künstler, Erfinder oder Unternehmer mit einem multiplizierbaren Produkt. Vergeblich auf einen Schwarzen Schwan warten Sie hingegen, wenn Sie Ihre Zeit verkaufen (zum Beispiel als Angestellter, Zahnarzt oder Journalist). Aber selbst wenn Sie sich dazu bemüßigt gezwungen fühlen, halten Sie sich auf jeden Fall von Biotopen fern, in denen negative Schwarze Schwäne auftauchen. Heißt konkret: Verschulden Sie sich nicht, legen Sie Ihre Ersparnisse so konservativ wie möglich an und gewöhnen Sie sich auch im Erfolgsfall nicht an einen teuren Lebensstandard.“

Fazit

Das Buch „Die Kunst des klugen Handelns“ von Rolf Dobelli ist der Hammer! Schon sein erstes Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ war super. Dieses hier finde ich sogar noch besser. Es gibt viele Denkfallen im Alltag und wenn wir so viele wie möglich vermeiden (Via negativa 😉 ), dann kommen wir sehr viel weiter.

Es ist ein must-read Buch! …und vor allem ein Buch, aus dem du viel lernen kannst und auch umsetzen solltest. 

Viel Spaß beim Lesen

Anna

*Die mit Sternchen markierten Links sind Affiliatelinks. Für dich entstehen keine Mehrkosten und ich bekomme eine kleine Spende 😉

Schreibe einen Kommentar