Entscheidungen und ein Schlussstrich

Im Leben treffen wir jeden Tag unzählige Entscheidungen, mal gute, mal nicht so gute. Wir wissen oft erst im Nachhinein, ob unser (damaliger) Entschluss zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat, oder eben nicht. Immer wieder müssen wir auch weitreichende Entscheidungen treffen – wo und wie wollen wir leben? Wohnung? Eigenheim? Welchen Job möchte ich oder muss ich ausüben, damit genug Geld in die Haushaltskasse kommt? Möchte ich mit meinem Partner Kinder? Wie viele? Die Liste ließe sich noch endlos fortführen. Zu manchen Entscheidungen werden wir auch mehr oder weniger gezwungen, denn schwarze Schwäne können überall auftauchen.

Entscheidungen und Freiheit

Wir leben in einem freien Land. Letztens meinte ein syrischer Arzt und Flüchtling, dass er den Eindruck hat, dass wir es gar nicht so sehr wertschätzen, welche Privilegien wir mit unserer Freiheit haben. Wir müssen uns nicht vor politischen Repressalien fürchten, wenn wir anderer Meinung sind (nur dann, wenn wir damit die Freiheit anderer! angreifen!). Wir können frei wählen, wo wir wohnen und wo wir arbeiten möchten. Wenn ein Chef der Meinung ist, uns das Leben zur Hölle machen zu wollen, müssen wir uns das nicht gefallen lassen.

Denn bevor etwas meinen Seelenfrieden auffrisst, ziehe ich liebe einen Schlussstrich.

Für jede Situation gibt es mehrere Alternativen. Nichts ist ins Stein gemeißelt.

Entscheidungen im Job

Warum ich diesen Artikel geschrieben habe, liegt an meinem letzten Job. Das letzte Jahr war mental ziemlich hart für mich und hat mich sehr gefordert. Zur Situation: Ich habe an einem großen Krankenhaus und dort in einer großen Abteilung gearbeitet. Die Abteilung ist aber in sich sehr zerstritten und ich habe mich aber genau für das Fachgebiet interessiert, das von den anderen Abteilungen immer angegriffen wird. Natürlich nicht offen, sondern immer subtil und auch nicht nur auf der Ebene der Chefs. Mein Chef hatte mich damals vorgewarnt, wenn ich mich für dieses Gebiet offen interessiere und zu ihm komme, dann wird mir der Hass von den anderen Chefs entgegenschlagen.

Er hatte recht.

Letztes Jahr wurde es so heftig, dass Lügen und Intrigen gegen mich liefen. Ich hätte Patienten gefährdet – und dieser Vorwurf kam gerade von dem Oberarzt, der diesen Patient zuvor einfach mal falsch behandelt hatte und ich auf Intensivstation den Patienten notfallmäßig versorgen musste (und ihm die richtige Therapie habe zukommen lassen). Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Arbeit zu gehen, weil ich schon schlechte Laune bekam, wenn ich dieses Haus nur gesehen habe. Mein kleines Team, mit dem ich mich sehr gut verstehe, konnte das leider nicht kompensieren.

Nach dem Vorfall mit dem Oberarzt, der danach auch Lügen verbreitet hat, habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich gehe. Letzte Woche hatte ich meinen letzten Arbeitstag und habe noch einige Wochen Resturlaub, bevor ich bei einem neuen Arbeitgeber anfange.

Was habe ich daraus gelernt?

Manchmal rutscht man in alte und festgefahrene Konflikte rein. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die betreffenden Parteien fair gegenüber Dritten wären. Es gibt Situationen, die kann man selber nicht ändern. Aber es gibt immer eine Alternative. Ich habe jederzeit die Freiheit zu sagen: Dann gehe ich. Natürlich ist mir bewusst, dass ich als Ärztin in einer sehr komfortablen Situation bin und mir den Job aussuchen kann. Mich hat die Entscheidung zu gehen, sehr befreit. Es geht weiter und ich freue mich auf den neuen Abschnitt.

Das andere ist tatsächlich: „Wenn es deinen inneren Frieden kosten, ist es zu teuer.“ Ein Zitat aus dem wundervollen Buch „Das große Buch der guten Gedanken“ (hier die Rezension). Was ist ein Job wert, der dich kaputt macht? Nichts!

*

Achtsamkeit

Durch diese Erfahrung habe ich mich verstärkt dem Thema Achtsamkeit gewidmet, um auch in meinem Kopf wieder Ordnung zu schaffen. Das tut sehr gut. Das oben verlinkte Buch kann ich dafür nur wärmstens empfehlen. Durch meinen Resturlaub habe ich tatsächlich ein paar Wochen Ruhe und kann einfach für meine Familie und für mich selbst da sein.

Hattet ihr schon mal negative Erfahrungen auf Arbeit?

Anna

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Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Stefan

    Servus Anna,
    soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann: alles richtig gemacht. Gratuliere zur Entscheidung.
    Ich war vor ein paar Jahren in einer ähnlichen Situation: cholerischer Chef und absolute Unlust, in die Arbeit zu fahren. Habe mich dann auch nach mehreren Monaten innerem Kampf getrennt – sogar ohne Jobalternative.
    Mir ging es sofort (!) wieder gut und 6 Wochen später war ich in einem neuen, verantwortungsvollen und erfüllendem Arbeitsverhältnis.
    Learning: wenn dich der Job krank macht: raus.
    Nochmals Gratulation zu diesem Schritt und alles Gute für die Zukunft,
    Stefan

  2. dividendenaristokraten

    Hi Anna
    Herzlichen Glückwunsch zur Kündigung!
    Wenn es keinen Spaß mehr macht, sollte man loslassen können!
    Wieso quälen, wenn es bessere Stellen gibt?
    Viel Spaß im Urlaub!
    Beste Grüße
    dividendenaristokraten

  3. Bergfahrten

    Hallo Anna,

    die Erkenntnis Chefs, Kollegen und das berufliche Umfeld nicht ändern zu können ist wichtig – sich selbst oder den Job kann man ändern! Die eigene Gesundheit und Wohlbefinden leidet wenn Mann/Frau 1/3 des Tages mit unangenehmen Konflikten leben muss. Ich wünsche dir erstmal einen schönen Urlaub und viel Erfolg und ein gutes Klima im neuen Job!

    Persönlich musste ich mich 9 Jahre mit sehr netten Kollegen aber in einem kranken Unternehmen kämpfen. D.h. jährliche Kündigungswellen und versuchen den Rest weiterlaufen zu lassen. Jetzt mache ich ohne Job seit 2017 in der finanziellen Unabhängigkeit mein persönliches Ding.

    Alles Gute und beste Grüße
    Christian / Bergfahrten

  4. Werner Bareis

    Unfassbar, da gibt es eine engagierte Ärztin, und man wirft ihr Knüppel vor die Beine , und das in Zeiten des Ärztemangels. Alles Gute im neuen Job.

  5. Queen All

    Glückwunsch zu Deinem Neuanfang!
    Es erfordert Mut, neue Wege zu gehen, bekanntes Terrain zu verlassen, Entscheidungen zu korrigieren. Aber bereuen sollten wir es nie. Am Ende hat jede Entscheidung, ob gut oder schlecht, uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind.
    Ich wünsche Dir, dass es in Deinem neuen Job nicht nur anders, sondern auch besser wird!

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