Gerade bin ich über einen Artikel im Spiegel gestolpert, dass während des Corona-Lockdowns deutlich weniger Frühchen auf die Welt gekommen sind. Vor allem die extremen Frühchen vor der 27. Schwangerschaftswoche waren seltener und das rettet in dem Falle tatsächlich Leben.
Die Gründe dafür sind vielfältig, aber weniger Stress für die werdende Mutter dürfte einen großen Anteil daran haben. Stress in Form von Möbel kaufen, Babysachen sortieren, noch Freunde und Bekannte treffen, Babyparties organisieren, etc. Vielleicht ist schon ein Kind da, dann wird es noch härter. Allerdings dürften geschlossene Kitas und Schulen nicht dazu beigetragen haben, dass dann der Stress der werdenden Mutter abnimmt. Auch ist es fraglich, ob Angst um den Job, Gesundheitssorgen um die eigenen Eltern, die vielleicht sogar in der Risikogruppe sind oder vielleicht sogar häusliche Gewalt, dass Stresslevel nicht wieder anheben lassen.
Dennoch hat mich der Gedanke kurz innehalten lassen. Weniger Alltagsstress führt zu weniger Frühchen und rettet damit Leben.
So schlimm und heftig der Lockdown auch war und die Auswirkungen auch noch immer sind, eine Sache war überdeutlich zu spüren. Eine unglaubliche Entschleunigung. Da ich im Krankenhaus arbeite, bin ich während der betroffenen Monate weiterhin jeden Tag zur Arbeit gefahren. Die Straßen waren unfassbar leer. In die Notaufnahme hat sich kaum noch ein Patient getraut, leider auch die, die hätten kommen sollen. Die Einkaufsläden, die offen haben durften, waren sehr übersichtlich besucht. Zu Hause gab es viel mehr Familienzeit. Weniger Gehetze von einem Termin zum nächsten. Weniger Unternehmungswut.
Vielleicht sollten wir alle unseren Alltag überdenken. Denn meistens ist er doch ganz schön durchgetaktet und stressig. Manchmal führt dieser Stress zum Burnout oder in eine Depression und stürzt die Menschen in eine tiefe Krise.
Der Alltagsstress kann dazu führen, dass wir wesentliche Aspekte aus den Augen verlieren. Das Dauerrauschen des Alltages kann dazu beitragen, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse zu lange hinten anstellen (vor allem wenn Kinder da sind) bzw. wir lange nicht auf unseren inneren Kompass hören. Was ist uns wichtig? Wer ist uns wirklich wichtig? Wieviel Zeit wollen wir uns für unsere Kinder nehmen? Müssen wir wirklich bis zur Rente Vollzeit arbeiten oder können wir andere Wege gehen, um unsere Work-Life-Balance zu verbessern? Brauchen wir den ganzen Krempel, den uns die Werbung suggerieren möchte?
Letztlich hängt alles zusammen. Wenn wir nicht das neueste Handy und nicht das größte Auto besitzen wollen und sorgsam mit unserem Geld umgehen, dann bleibt auch mehr Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben. Denn dann müssen wir nicht für die allertollsten Dinge arbeiten, um sie bezahlen zu können, sondern können unsere wertvolle Zeit mit unseren Liebsten verbringen bzw. unsere Ziele verfolgen.
Denn die (Lebens)Zeit ist das wichtigste, was wir haben. Man kann sie nicht zurückdrehen oder wieder zurückkaufen. Wie schnell das Leben den Mittelfinger zeigen kann, habe ich bereits hier beschrieben.
Wir sollten von den Kindern lernen und unser Stresslevel reduzieren. Denn dauerhafter Stress macht auf lange Sicht krank – oder lässt eben die Kinder früher kommen. Außerdem verlieren wir so die wesentlichen Dinge des Lebens und unsere Ziele aus den Augen.
In diesem Sinne: Fokus auf die für dich wichtigen Dinge!
Anna von Finanzmedicus