Welchen Preis hat Freiheit?

In der Vergangenheit habe ich einen Artikel über Freiheit geschrieben, damals noch unter ganz anderen Gesichtspunkten. Freiheit ist ein ziemlich dehnbarer Begriff, der von jedem etwas anders interpretiert wird. Vor dem 24.02.22 habe ich (persönliche) Freiheit vor allem in der finanziellen Selbstbestimmung (und alles, was damit einhergeht), Gesundheit und Demokratie gesehen. Aktuell kommt noch eine dritte Dimension für mich dazu – Frieden. Wir haben in Europa seit 1945 die längste Friedensperiode gehabt. Und das ich „gehabt“ schreiben muss, tut mir in der Seele weh.

Was bringt all das Gerede von Freiheit, wenn kein Frieden herrscht? Die aktuelle Situation in der Ukraine macht mir riesengroße Sorgen. Da sitzt ein Typ in Russland am Drücker, der in seinem Wahn meint, die Ukraine überfallen zu müssen. Zu allem Überfluss sitzt er auch noch auf einem Haufen Atomwaffen. Wenn wir nicht höllisch aufpassen, dann kann das in einer Vollkatastrophe enden. Zur Zeit habe ich den Eindruck, dass sich der russische Machthaber mit dem Angriff auf die Ukraine etwas verkalkuliert hat und im schlimmsten Fall uns alle mit ins Verderben zieht. Wie kann denn eine einzelne Person so viel Macht haben? Ich hoffe inständig, dass der russische Machthaber diesen Krieg einstellt.

Ist das der Preis für unsere Naivität im Hinblick auf Diktaturen? Was ist mit China? Die globale Vernetzung ist immens und wir sind quasi alle von einander abhängig. Bitte nicht falsch verstehen – ich bin ein Fan von Globalisierung. Aber ich bin überhaupt nicht überzeugt von Diktaturen, denn da ist die persönliche Freiheit sofort in Gefahr, wenn man nicht ins Schema passt. Aber plakativ gefragt: Unterstützen wir nicht mit unserem (möglichst billigen) Konsum genau diese Diktaturen? Zahlen wir jetzt den Preis dafür, dass wir möglichst günstig zu unserem Wohlstand kommen? –> Ja, diese Frage kann jetzt hart triggern.

Wieviel sind wir bereit mehr zu zahlen, damit Frieden und Freiheit herrscht?

Vielleicht sollten wir auf breiter Front umdenken. Nicht nur aktuell im Energiesektor mit der tollen Aussage der „Freiheitsenergie“ vom FDP-Politiker Lindner, sondern tatsächlich im weiteren Alltag. Woher beziehen wir unsere Konsumgüter? Viele werden in China produziert. Wir sollten das nicht mehr unterstützen. Denn wer kann denn garantieren, dass China nicht den nächsten Krieg anzettelt?

Ich persönlich werde jetzt sehr genau darauf achten, wo die Konsumgüter hergestellt werden, die ich kaufe. Diktaturen möchte ich nicht mehr unterstützten. Kann sein, dass das viel zu idealistisch gedacht ist, aber so kann ich persönlich nicht mehr weitermachen. Es wird definitiv im Alltag teurer werden.

(Auch bin ich gespannt, ob ich nach der Veröffentlichung des Artikels wieder so viele Zugriffe aus dem Reich der Mitte habe *ein Schelm wer böses denkt*)

Ich habe einen Traum…

Wir haben als Menschheit einerseits einige wichtige Probleme zu lösen – die wir auch nur zusammen lösen können. Allen voran der Klimawandel. Bekommen wir das nicht gebacken, dann können unsere Kinder und Enkel ihre „Freiheit“ auch an den Nagel hängen, weil dann aufgrund von Ressourcenmangel heftige Kämpfe entstehen werden. Vielleicht bekommen wir irgendwann mal eine Welt hin, in der Kriege endgültig Geschichte sind.

Aber genauso haben wir als Menschheit ein riesiges Potenzial der Weiterentwicklung. Wir könnten zusammen so viel mehr erreichen. Vielleicht bleibt das aber nur ein Traum.

Anna

P.S. Ich habe mir diesen Text einfach von der Seele geschrieben. Seit 4 Tagen mache ich große Sorgen und manchmal hilft mir Schreiben dabei die Dinge klarer zu sehen und Lösungen zu finden. Ich freue mich aber genauso über andere Sichtweisen zu diesem Thema und deine Gedanken dazu.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mein Tipp: wenn du es ernst meinst (und nicht nur das Gefühl hast, jetzt etwas tun zu müssen…was auch okay ist, weil niemand sich gerne ohnmächtig fühlen möchte) dann konkretisiere deine Pläne zum Konsum noch einmal. Aktuell wirkt es auf mich eher unkonkret, ähnlich wie die meisten Neujahrsvorsätze, und aus dem Impuls geboren. Was genau willst du anders machen? Ich mache 2022 ein No Spend Year, was eine gute Methode ist, um seinen Konsum (in allen Dimensionen) zu hinterfragen. Vielleicht ist das als Methode für dich für eine Phase auch hilfreich bis du deine Gedanken sortiert hast.
    Viele Grüße
    Jenni

    1. Hi Jenni,
      danke für dein Feedback. Die Methode schau ich mir mal an.
      Prinzipiell bin ich sehr restriktiv was mein Konsum angeht. Ich kaufe mir tatsächlich nur das, was ich entweder tatsächlich brauche oder was mich glücklich macht (dazu auch 10 Sekunden- und 30-Tage-Regel). Es geht eher darum, wenn ich etwas kaufe, was im Haushalt fehlt (Besen kaputt, neue Klobürste ;), dass ich dann darauf schaue, dass ich damit nicht Diktaturen unterstütze.
      LG Anna

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